Kinderperspektive
Partizipation ist nicht nur eine Frage der pädagogischen Ausrichtung, sondern wir sehen es als ein Recht eines jeden Kindes von Geburt an. Ein wesentlicher Aspekt der Partizipation besteht darin, die Interaktion zwischen den Pädagogen und den Kindern in Alltagsroutinen als pädagogisch relevant zu begreifen und im Antwortverhalten auf das Kind abgestimmt zu gestalten.Wir sehen die Perspektive des Kindes und nehmen sie in unserer Interaktion ernst.
Partizipation in der Krippe gelingt nicht allein mit Sprache, sondern nur in Kombination mit all den Gesten, der Mimik und Kommunikationsformen, die zur Verfügung stehen. Das Essen und Trinken stellt eine alltägliche Situation dar, die für Partizipationsprozesse schon bei unter Dreijährigen sehr gut genutzt werden kann. Beispielsweise wird eine ablehnende Haltung, Gesten, Äußerungen oder Haltung eines Kindes gegenüber einzelnen Essen Variationen vom Erwachsenen akzeptiert und respektiert; das Kind wird nicht zum ständigen erneuten Probieren gezwungen. Wir versuchen die Zeichen der Kinder zu verstehen und geben ihnen nach Möglichkeit ein paar Entscheidungsmöglichkeiten und interagieren so auf eine einfühlsame, angemessene Art, um den Kindern so angenehme Erfahrungen mit Essen zu bieten.Wir gestalten Essenssituationen als positive und wertvolle Alltagssituationen und stärken so auch die Kindergemeinschaften.
Ein weiteres Beispiel ist das Wickeln und das Essen, die zur Alltagspädagogik gehören, und die einen täglichen, immer wiederkehrenden Vorgang darstellen. Hier sind wir besonders achtsam, dass diese Tätigkeit durch die Dauerhaftigkeit nicht irgendwann beginnt „mechanisch“ abzulaufen. Das Kind soll immer die Möglichkeit bekommen, sich einzubringen und auf die Handlungen der Erwachsenen zu reagieren. Dies tun wir, indem der Erwachsene dem Kleinkind erklärt, was als nächstes geschieht. Er bereitet ihn vor und gibt ihm so die Möglichkeit, sich auf das Nachfolgende einzustellen. Die Gestaltung der Wickelsituation ist ebenfalls ein Beispiel für den wertschätzenden und achtsamen Umgang mit dem Kleinkind. Wir reden nicht über das Kind, sondern sprechen es direkt an und signalisieren Aufmerksamkeit und den Willen zur Interaktion. Unter partizipatorischen und entwicklungsfördernden Gesichtspunkten muss das Wickeln eine Aktivität gemeinsam geteilter Aufmerksamkeit sein, in der das Kind die Möglichkeit hat, aktiv mit zu wirken.
Bei den älteren Kindern werden beispielsweise, um die kindliche Partizipationsfähigkeit zu stärken, für den gemeinsamen Kreis Vereinbarungen getroffen und Rituale abgesprochen (Anfangs-und Abschlußlied, sprechen-zuhören-ausreden lassen usw.). Auch werden die Hauptvorhaben des Tages ggf. auch Folgetages besprochen und teilweise gemeinsam geplant (Kreisspiele/Lieder, Ausflugsziele, Monatsprojekte usw.). Die 5-jährigen Kinder entscheiden einmal im Jahr durch ein kindgerechtes Wahlverfahren über ihren Gruppennamen. Dadurch fördern wir ein demokratisches Verständnis, ebenso ein partizipatorisches Miteinander. Diese Beispiele sind ebenfalls Bausteine für die Förderung von Selbstbewusstsein und Resilienz.