Deutscher Kindergarten Jürgensgaard - Deutscher Kindergarten Margrethenweg

Bildungsraum

Bildungsräume bestehen aus all den Möglichkeiten für Entwicklung und Lernen, die die Einrichtung den Kindern bietet, beispielsweise in Zusammenhang mit Spielen, Alltagsroutinen, Kinder- und  Erwachsenen initiierten Aktivitäten, sowie aus allen anderen Situationen von kürzerer oder längerer Dauer, die spontan im Laufe des Tages entstehen. Die Bezeichnung Bildungsraum deckt also die gesamte pädagogische Praxis als Ganzes, darunter auch zeitbegrenzten Bildungsräume, die auf die Interessen und Bedarfe der Kinder aufgebaut sind, und diese als Fokus haben (Deutsche Übersetzung DKA, aus: Organisering af et godt læringsmiljø,Børne- og socialministeriet og Danmarks Evalueringsinstitut, https://www.eva.dk/dagtilbud-boern/organisering-laeringsmiljoeer).

Wir arbeiten gezielt und bewusst mit demWohlergehen der Kinder, der Entwicklung und dem Lernen. Dies geschieht im Spiel der Kinder, in geplanten Aktivitäten und bei den täglichen Routinen.Dabei ist es wichtig, vor Augen zu haben, wie die Kinder als Gruppe funktionieren und wie jedes einzelne Kind spielt, um mit der notwendigen Begleitung, Inspiration oder Hilfestellung einsetzten zu können. Wenn ein Kind z.B. ständig das gleiche Spiel spielt, ohne das eine Entwicklung passiert, erfordert dies aufmerksame Erwachsene, die dem Kind in andere Spielsituationen hineinhelfen.

Wir priorisieren manche Aktivitäten in kleineren Gruppen stattfinden zu lassen, wobei der Erwachsene gute Möglichkeiten hat, zu observieren oder einzelne Kinder oder Kindergruppen zu begleiten oder unterstützen. Hier kann es sich unter anderem um geplante Aktivitäten handeln aber auch um Routinesituationen. Manche Kinder benötigen einen angepassten Rahmen zum Beispiel bei einer Garderobensituation, um das selbständige Anziehen zu üben.

In jedem Bildungsraum spielen Sprache und Dialog (hier inspiriert vonICDP) eine große Rolle. Deswegen hat der Dialog in jeder Form für uns eine hohe Wichtigkeit. Der gefühlsmäßige Dialog, bei dem Erwachsene dem Kind Interesse und Aufmerksamkeit schenken und der Sinn gebende Dialog, bei dem der Erwachsene die Aufmerksamkeit des Kindes auf etwas in der Umgebung lenkt, welches dann zu einer gemeinsamen Aufmerksamkeit wird.

Wir arbeiten auch mit Gesprächen, die die Kinder dazu anregen, sich zu wundern, zu experimentieren und selbst Lösungen zu finden, wobei der Erwachsene das Lernen des Kindes anregt, entfaltet und unterstützt. Wenn der Erwachsene z.B. fragt, was das wohl für eine lange Linie hinter der Schnecke ist, ohne die Antwort vorzugeben. Das Kind wird angeregt selbst zu überlegen, warum die Schnecke Spuren zieht und selbst eine Antwort zu suchen, indem es z.B. die Schnecke und die Schneckenspur berührt.

Wir arbeiten an der Entwicklung unserer Bildungsräume in unseren täglichen Routinen, so dass wir die Kinder so viel wie möglich einbeziehen und das in einer Weise, die die Kinder motiviert und deren Selbständigkeit fördert. Deswegen sorgen wir dafür, dass die Kinder, z.B. durch Piktogramme einen Überblick bekommen, wie eine Aufgabe aussieht und wie sie zu lösen ist. Das passiert z.B.,wenn wir auf dem Rolltisch ein Bild liegen haben, auf dem abgebildet ist, was wir für das Mittagessen an Besteck, Teller und Tassen brauchen, so dass die Kinder die Sachen in den Schränken finden können und sie auf den Rolltisch stellen.

Beispiel1: Ein Kind braucht Förderung in seiner sprachlichen Entwicklung und wir planen einen Verlauf mit diesem Kind, bei dem der Fokus ist, seinen Wortschatz zu erweitern und im Dialog die Sprache zu üben. Der Verlauf besteht aus Dialogischem Lesen sowie Brettspielen, und er findet in einer Gruppe mit drei anderen Kindern statt. Die Gruppe ist so ausgewählt, dass sie eine potenzielle Freundschaft unterstützt und aus Kindern besteht, bei denen das Kind sich sicher fühlt und einer aktiven Teilnahme nichts im Weg steht.

Beispiel2: In der Wickelsituation mit den Krippenkindern ist unser Fokus Nähe und Geborgenheit. Darum nehmen wir beim Wickeln wenn möglich immer nur ein Kind mit und haben dann einen Rahmen geschaffen, in dem der Erwachsene dem Kind seine volle Aufmerksamkeit schenken kann. In dieser Situation kann der Erwachsene Augenkontakt haben, die Signale des Kindes ablesen und sehen, wo es Hilfe braucht und wo es selbständig agieren kann. Intensivsprachliche Förderung ist in dieser Situation ebenfalls möglich und wir beschreiben in der gesamten Situation sowohl unsere Handlungen als auch die des Kindes mit positiven Gefühlen.

Dokumentation und Evaluation

Wir wollen unsere Arbeit mit pädagogischen Bildungsräumen evaluieren und dokumentieren, indem wir das Material: „Lernmomente schaffen – in den täglichen Rutinen“ von DCUM nutzen. Diese enthält unter anderem einen Handlungsplan, den wir nutzen wollen, um die Bildungsräume in unseren täglichen Routinen weiterzuentwickeln.

Lokale Bildungslandschaften

Es ist wichtig, dass Kinder ihr lokales Umfeld kennen, um sich darin zurechtzufinden. Zudem bietet es eine Vielzahl an guten Bildungsräumen, dessen verschiedene Aspekte wir für unsere Arbeit im Kindergarten einbeziehen.

Wir nutzen die Natur nahe an Jürgensgaard, Knapstien und Jürgensgaardwald, wo es viele verschieden Landschaften zu erkunden gibt, wie Wald, Strand, Bäche, Felder und Wiesen. Das gibt uns reichhaltige Möglichkeiten und gute Rahmen, um zum Beispiel mit dem Thema Natur und Naturerfahrungen zu arbeiten.

Das lokale Umfeld bieten auch kulturelle Aspekte, die wir mit einbeziehen: die deutsche und die dänische Bibliothek, in denen wir Bücher leihen und in denen wir kulturellen Engagements wahrnehmen, wie Bilderbuchkino, Musikcafé oder Theateraufführungen. Die Turnhalle des Deutschen Gymnasiums benutzen wir einmal die Woche. In diesem Zusammenhang leitet ein Sportlehrer des MTV (Männer Turn Verein) ein Bewegungsangebot, das auch am Strand oder im Wald stattfindet. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit Schule und Verein.

Zum Laternefest im November gehen wir eine Route in der Innenstadt, singen und machen an verschiedenen Stellen Pausen. Viele Anwohner schauen uns aus ihren Fenstern zu und geben uns positive Rückmeldung zu unserer deutschen Tradition.

Die verschiedenen Aktivitäten erreichen die Kinder zu Fuß oder in einem Bus des Gymnasiums, den wir nach Absprache ausleihen. Während die Kinder gehen, üben sie mit den Erwachsenen Verkehrsregeln, sprechen über das was sie sehen, beispielsweise was sich im Stadtteil verändert. Wir haben lange den Bau am Park des Folkehjemmets verfolgt.

Es ist eine wichtige Pointe, dass der Kindergarten ein Teil des Stadtteils ist, und uns ist es wichtig, dass dies den Kindern bewusst ist. Wenn wir in der Natur unterwegs sind, treffen wir andere Anwohner, die uns grüßen, wenn die Kinder sie erkennen.

Beispiel: Der Kindergarten liegt in der Nähe eines Keramikers. Die Kinder haben die Werkstatt besucht und bekamen einen Gegenbesuch vom Keramiker, der mit den Kindern getöpfert hat. Er hatte für alle Kinder Ton dabei, aus dem Perlen und kleine Skulpturen geformt wurden. Anschließend wurden die Kunstwerke im Ofen des Keramikers gebrannt.

Fokus im Bildungsraum der 0-3-jährigen Kinder

Das Augenmerk liegt darauf, den jüngsten Kindern in einem geborgenen Rahmen die ersten Erfahrungen mit dem Umfeld des Kindergartens zu geben. Wir sind so oft es geht unterwegs mit dem„ Tourenwagen“ und fahren zum Beispiel zur Bibliothek, zu Diemen, um die Lamas, zum Knapsti, um Kühe zu sehen oder es geht in den Wald. Bevor es losgeht, sprechen wir mit den Kindern darüber, wo es hingeht und was wir dort entdecken können. Dialog und Gespräche sind wichtige Elemente in der pädagogischen Arbeit, die den Wortschatz und das Begreifen der Kinder erweitert sowie den neugierigen und erforschenden Zugang der Kinder zum Lernen unterstützen.

Dokumentation und Evaluation

Wir evaluieren den Einbezug unserer Bildungsräume im Stadtteil, indem wir Eltern mit in diesen Teil unserer Arbeit einbeziehen, da sie in der Nachbarschaft wohnen. Eltern hören oft von unseren Unternehmungen und kennen interessante Stellen und Plätze in der Nachbarschaft. Diese Ideen greifen wir gerne auf und setzen sie um, so oft dies möglich ist.

Die Arbeit mit dem physischen, psychischen und ästhetischen Lernumfeld der Kinder

Kinder benötigen ein gutes psychisches Lernumfeld, um sich geborgen und wohl zu fühlen sowie zu lernen.Wir legen deshalb Wert auf Anerkennung, Respekt und Zugänglichkeit als wichtige Faktoren. Das spiegelt sich wieder in den Grundlagen Kindergemeinschaften, Kinderperspektiven und in unserer Sicht auf das Kind. Das psychische, physische und ästhetische Lernumfeld der Kinder bildet den Rahmen für die Arbeit mit den Themen des Lehrplans. Beispielsweise ist der gut gestaltete Bildungsraum mit den psychologischen Komponenten, wie zum Beispiel eine einfühlsame Relation der Erwachsenen gegenüber den Kindern und gute Beziehungen zwischen den Kindern untereinander ein guter Ausgangspunkt für die Arbeit mit den Zielen für die soziale und persönliche Entwicklung der Kinder.

Es ist für Kinder wichtig, sich in einladenden Bildungsräumen zu bewegen, die sie zu verschiedenen Spielen und Aktivitäten inspirieren, beispielsweise Bewegung, ruhige Spiele, Vertiefung und wilde Spiele. Bei der Einrichtung des Kindergartens legen wir Wert auf ein Lernumfeld, das Kinder zu Bewegungsspielen in dem einen Raum inspiriert, in einem anderen zu Rollenspielen und ruhigeren Aktivitäten.Es ist uns wichtig, dass die Räume das Potential haben, unterschiedlich genutzt zu werden und dass sie schnell verändert und eingerichtet werden können, so dass Inspiration und variierende Lernmöglichkeiten geschaffen werden können. Aus diesem Grund benutzen wir Spielzeug, Decken und Faltmatratzen, welche in einer Vielzahl von Möglichkeiten eingesetzt werden können, die an die Phantasie der Kinder appellieren oder die Kinder deutlich ansprechen. Wir teilen beispielsweise Räume durch Raumteiler auf und schaffen so kleine Lernumbereiche mit verschiedenen Absichten. So gibt es eine Puppenecke, die den Kindern einen eindeutigen Rahmen schafft. Hier stehen ein Puppenbett, ein kleiner Tisch und Stühle sowie eine Spielküche.

Wir legen Wert darauf, dass Kinder nicht überstimuliert werden, beispielsweise durch ein Übermaß an Dekoration oder Kinderwerken. Wir stellen die Werke der Kinder aus und wählen gezielte Orte im Kindergarten dafür aus, z.B. in Fenstern oder an einer Stellwand. Alles was an den Wänden hängt soll einer Absicht folgen, wie beispielsweise ein Geburtstagskalender oder ein Wochenplan, auf dem die Kinder sehen, welche Aktivitäten in der Woche geplant sind. Damit Kinder sich als aktive Mitgestalter ihres Kindergartens sehen, haben sie ein Foto von sich an ihrem persönlichen Garderobenplatz und an ihrer Schublade sowie eine Präsentation jedes Kindes mit seiner Familie, die im Gruppenraum hängen.

Dokumentation und Evaluation

Wir wollen unteranderem unsere Bildungsräume mit Material des DCUM (Dansk CenterforUndervisningsmiljø) evaluieren, beispielweise mit „Undersøgelseskassen“ (https://dcum.dk/vaerktoejer-og-inspiration/vaerktoejskasse-bedre-boernemiljoe) oder„Skab Rum Der Virker“ (https://emu.dk/sites/default/files/2019-03/2018-06-29-dcum-bedre-boernemiljoe-skab-rum.pdf). Diese Materialien beziehen sowohl die Kinderperspektive als auch einen beobachtenden Zugang der Erwachsenen mit ein.