Körper, Sinne und Bewegung
Für uns ist das oberste Ziel, dass die Kinder Freude an der Bewegung haben. Bewegung soll mit großartigen Erlebnissen, Spaß und Gemeinschaft verbunden werden und ist grundlegend ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Das Kind entwickelt sich im Spiel: mal alleine, aber vor allem mit anderen Kindern zusammen, und das Spielen ist unlöslich mit Bewegung und Aktivität verbunden.
Wir bieten in unserer lokalen Bildungslandschaft, z.B. in der Waldgruppe, ein Lernumfeld an, das es den Kindern ermöglicht, viele Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen von Bewegung und körperlicher Aktivität zu erfahren, wobei auch alle Sinne stimuliert werden. Im Wald können die Kinder beispielsweise mit dem Wasser im Bach experimentieren, auf Bäume klettern, hängen, herunter rutschen, balancieren und Insekten beobachten. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken und zu tun.
In der Einrichtung des Kindergartens sorgen wir dafür, drinnen und draußen Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen, die zu variierter Bewegung einlädt, z.B. laufen, hüpfen und klettern. So haben wir beispielsweise einen Kletterraum, in dem das wilde Spiel möglich ist und Sofaecken, die für Ruhephasen geeignet sind. Dabei wollen wir den Bewegungsdrang der Kinder nicht unterdrücken, sondern umleiten, wenn er andere stört: beispielsweise drinnen hüpfen statt laufen, und wenn das Kind rennen möchte ihm vorzuschlagen, nach draußen zugehen.
Wir sehen unsere Rolle als pädagogisches Personal darin, die Kinder zu ermutigen sich auszuprobieren. Wir unterstützen die Kinder in der Entwicklung ihrer Körperlichen Fähigkeiten und helfen da, wo sie noch unsicher sind. Hier arbeiten wir in der Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski). Wir bieten dem Kind Herausforderungen, die etwas schwierig, aber für das Kind noch zu schaffen sind, und wir unterstützen und begleiten es, wenn nötig, bei der Bewältigung der Herausforderung. Und wir freuen uns mit dem Kind, wenn es etwas gemeistert hat.
Die Erwachsenen im Kindergarten sind Vorbilder in Bezug auf Bewegung. Wir motivieren die Kinder zur Bewegung durch das Mitmachen. Wir vermitteln, aktiv zu sein und Freude daran zu zeigen. Auch hier arbeiten wir inspiriert durch die Themen des Zusammenspiels von ICDP (International Child Development Programme); Wir justieren uns nach dem Kind und folgen den Initiativen des Kindes. Wenn das Kind z.B. Tiger spielt und auf allen Vieren krabbelt und knurrt, kann der Erwachsene dieses Bewegungsspiel unterstützen, indem er auch ein Tiger “wird” und mit auf dem Boden krabbelt.
Unser Fokus im Bildungsraum mit den 0-3-jährigen Kindern
Unser Augenmerk liegt darauf, dass die Kinder ihren Körper, mit dem was er kann, kennenlernen. Dazu gehört, die eigenen Körperteile benennen zu können. Und deswegen legen wir Wert darauf, z.B. in der Wickelsituation mit Worten zu begleiten, was wir machen. Beispielsweise: “Jetzt ziehen wir die Windel aus”. “Jetzt waschen wir den Po”. Wir singen auch Lieder, die Körperteile benennen: “Meine Hände sind verschwunden”.
Für die Entdeckung des eigenen Körpers sind auch Spiegel wichtig. Deswegen haben wir in jedem Krippenraum einen angebracht. Hier können die Kinder sich selbst beobachten und mit Gestik und Mimik experimentieren.
Auch in Spielsituationen oder bei Sinneserfahrungen begleiten wir das Tun und die Empfindungen des Kindes mit Worten. Wir wollen damit unter anderem das Kind unterstützen, Vertrauen in sich und seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, und wir arbeiten auch hier im Sinne von ICDP. Wir folgen den Initiativen des Kindes und spiegeln dabei seine Gefühle. Wenn das Kind freudig hüpft und lacht, zeigen wir bei unseren Worten Freude: “Frida hüpft! Das macht Spaß!”. Somit fühlt sich das Kind in seinen Handlungen und Gefühlsausdrücken gesehen und gehört.
Wir bieten den Krippenkindern Material zum Spielen an, welches unterschiedliche Reize für die Sinne bietet. Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, viele verschiedene Erfahrungen mit Körper und Sinnen zu machen und dabei zu experimentieren. Dafür lassen wir sie z.B. in Pfützen spielen und springen, mit Kastanien, Reis oder Mehl spielen, mit Löffeln Wasser gießen und transportieren und auch im Sommer barfuß laufen.
Insbesondere das freie Spielen mit anderen Kindern oder auch das Spielen allein ermöglicht den Kindern, sich mit ihrem Körper und ihren Gefühlen auseinander zu setzten. Sie können zusammen entdecken, was sie alles mit Ihrem Körper schaffen können: Wenn man übt, kann man z.B. schaukeln lernen. Kinder können die Technik gezeigt bekommen, aber nur in Kombination mit der körperlichen Erfahrung, mit dem Vor- und Zurücklehnen und Schwingen mit den Beinen, lernen Kinder wirklich schaukeln.
Durch das Meistern einer Aufgabe, oft in Zusammenarbeit mit anderen, lernt das Kind seine eigenen Fähigkeiten kennen und fasst Vertrauen darin, dass es etwas schaffen kann, auch wenn es am Anfang schwierig ist: Das Kind entwickelt Resilienz. Wir ermutigen die Kinder beim Erlernen neuer Fähigkeiten zusammen zu arbeiten und sich gegenseitig zu helfen.Wir verbalisieren die Bemühungen und die Fortschritte des Kindes, und unterstützen somit das Bewusstsein des Kindes für einen zeitlichen Ablauf. Wir entfalten und verankern das Gefühl, etwas gemeistert zu haben.
Einmal die Woche geht es für die Kinder ab drei Jahren zum Turnen in die Turnhalle der Deutschen Schule. Die Kinder haben hier die Möglichkeit, ihren Körper auf verschiedenen Ebenen kennenzulernen. Beim Turnen werden immer wieder andere Gegenstände aufgebaut, um den Kindern so eine Vielfalt von unterschiedlichen Erfahrungen zu ermöglichen. Dabei werden auch die kognitiven Funktionen des Kindes trainiert, da die Kinder ihren Bewegungsdrang regulieren müssen.Sie üben beispielsweise zu warten, bis sie an die Reihe kommen und dran sind. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten, z.B. dem Üben der Selbstregulation ,lassen wir uns unter anderem von FEX (Förderung der exekutiven Fähigkeiten) inspirieren.